• Hormon-Beratung

    Für Frauen und Männer

  • Hormonelle Veränderungen bei Frauen

    Bei Frauen ist der Hormonabfall besonders prägnant. Während die Hormonproduktion generell nachlässt, "fällt sie ab dem 40. Lebensjahr förmlich in den Keller". Eine häufige Beobachtung ist, dass der Progesteronspiegel oft schneller abfällt als der Östrogenspiegel, was zu einem relativen Überschuss an Östrogenen führen kann, einem Zustand, der als "Östrogendominanz" bezeichnet wird. Diese Situation wird besonders in der Perimenopause bemerkbar.

    Die hormonelle Umstellung bei Frauen wird als "Klimakterium" oder Wechseljahre bezeichnet und ist eine natürliche Übergangsphase, die verschiedene Stadien umfasst:

    • Prämenopause: Die Phase vor der letzten Regelblutung.
    • Perimenopause: Der Zeitraum kurz vor dem Ausbleiben der Regelblutungen, der im Durchschnitt im Alter von ca. 48 Jahren beginnt. In dieser Zeit nimmt die Produktion des weiblichen Geschlechtshormons Östrogen in den Eierstöcken immer mehr ab und setzt schließlich ganz aus.
    • Menopause: Die letzte Regelblutung, die bei etwa der Hälfte aller Frauen im Alter von ca. 52 Jahren eintritt.
    • Postmenopause: Der Zeitraum nach dem Ende der fruchtbaren Phase.

    Die Symptome dieser altersbedingten Veränderungen, oft als Wechseljahresbeschwerden bezeichnet, können vielfältig und belastend sein:

    • Vasomotorische Beschwerden: Hitzewallungen und Schweißausbrüche sind die häufigsten Anzeichen und betreffen bis zu 85% der Frauen. Sie können bereits vor den Menstruationsstörungen beginnen und die Tiefschlafzeit verkürzen.
    • Urogenitales Syndrom der Menopause: Der Östrogenmangel führt zu Gewebeschwund der Schleimhäute in Scheide, Harnröhre und Blase, aber auch in Mund und Augen. Dies äußert sich in Scheidentrockenheit, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Juckreiz, Brennen und Inkontinenzproblemen. Auch die Scheidenflora kann aus dem Gleichgewicht geraten, was zu einer erhöhten Anfälligkeit für bakterielle Infektionen führt.
    • Sexuelle Funktion: Verminderte Libido, reduzierte Empfindung, reduzierte Sensibilität, reduzierte Lustempfindung, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
    • Psychische Symptome: Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit und depressive Verstimmungen sind häufige Begleiterscheinungen. Progesteron wird als natürliches Antidepressivum angesehen und ein Mangel kann diese Symptome verstärken.
    • Schlafstörungen: Oft im Zusammenhang mit nächtlichen Hitzewallungen und Schweißausbrüchen, können auch durch eine Dysbalance des Melatonins, des Hormons, das den Tag-Nacht-Rhythmus reguliert und den Schlaf fördert, verstärkt werden.
    • Weitere Symptome: Gelenkschmerzen, morgendliche Steifigkeit, Gewichtszunahme, Vergesslichkeit, Brain-fog, Konentrationsschwierigkeiten, Zahnfleischrückgang, Zahnfleischenzündungen und viele mehr.
    • Langfristige Auswirkungen des Östrogenmangels umfassen eine Abnahme der Knochendichte, was das Risiko für Osteoporose und Knochenbrüche erhöht. Etwa 13 % aller Frauen im Alter von 60 bis 69 Jahren sind von Osteoporose betroffen. Östrogen beeinflusst auch die Insulinsensitivität der Körperzellen, und sein Rückgang kann zu Insulinresistenz und einem erhöhten Diabetesrisiko führen. Eine Gewichtszunahme ist ebenfalls häufig und wird durch den altersbedingten Verlust von Muskelmasse und einen reduzierten Grundumsatz begünstigt.

    Hormonelle Veränderungen bei Männern

    Auch wenn es bei Männern kein so abruptes Ereignis wie die weibliche Menopause gibt, erleben sie einen allmählichen Rückgang von Testosteron, Progesteron, Schilddrüsenhormon, Melatonin, Serotonin, Wachstumshormon und anderen. Dieser Rückgang beginnt oft schon um das 30. Lebensjahr, wobei sich die Symptome mit der Zeit verstärken können.

    Häufige Symptome im Zusammenhang mit dem Hormonabfall sind:

    • Körperliche Veränderungen: Muskelschwund, Muskelregeneration verlangsamt, Schlaf-Wach-Rhythmus, nicht erholsamer Schlaf, Zahnfleischrückgang und Zahnfleischentzündung, morgendliche Steifheit, Stoffwechsel verlangsamt, Gelenkschmerzen, Gewichtszunahme, insbesondere am Bauch. Bauchfett ist in diesem Zusammenhang besonders problematisch, da es das Enzym Aromatase enthält, das Testosteron in Östrogen umwandelt, wodurch ein Teufelskreis entsteht, der die Fettauspolsterung fördert. Auch ein reduzierter Bartwuchs kann auftreten.
    • Sexuelle Funktion: Verminderte Libido, reduzierte Potenz und Erektionsstörung,
    • Psychische Symptome: Stimmungsschwankungen, chronische Müdigkeit, Antriebslosigkeit, depressive Verstimmungen und die sogenannte "Midlife-Crisis" sind mögliche Folgen. Ein Progesteronmangel kann ebenfalls zu Gewichtszunahme und Depressionen bei Männern beitragen.
    • Kognitive Effekte: Nachlassendes Konzentrationsvermögen. Vitalität, Vergesslichkeit, Brain-fog.
    • Weitere körperliche Symptome: Hitzewallungen und Schweißausbrüche können auch bei Männern auftreten.

    Verschiedene Faktoren können diese Symptome verstärken, darunter Stress, Übergewicht oder starkes Untergewicht, Diabetes, Herz- und Nierenerkrankungen, Hodenerkrankungen, Virusinfekte sowie ein ungesunder Lebensstil mit Bewegungs- und Schlafmangel, ungesunder Ernährung und hohem Alkoholknsum.

    Die Analyse dieser Symptome und ihrer Ursachen verdeutlicht, dass der Beginn des Hormonabfalls oft "still" und schleichend erfolgt. Während akute und störende Symptome wie Hitzewallungen oder Erektionsstörungen später im Leben auftreten können, beginnen die zugrunde liegenden physiologischen Veränderungen – wie der Verlust der Knochendichte, Stoffwechselveränderungen oder subtile Stimmungsschwankungen – bereits viel früher, oft schon ab dem 30. Lebensjahr. Dieser schleichende Beginn bedeutet, dass zum Zeitpunkt, an dem die Symptome als belastend empfunden werden, bereits erhebliche physiologische Anpassungen oder Veränderungen vorliegen könnten. Dies unterstreicht die Bedeutung einer frühzeitigen Aufklärung und potenziell präventiver Lebensstilinterventionen, die wirkungsvoller sein könnten, wenn sie proaktiv begonnen werden, anstatt reaktiv auf manifeste Symptome zu warten.

    Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das komplexe Zusammenspiel von Hormonen, Lebensstil und psychischem Wohlbefinden. Die Daten zeigen eine bidirektionale Beziehung: Hormonelle Veränderungen verursachen Symptome, aber Lebensstilfaktoren wie Stress, schlechter Schlaf, ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel können diese Veränderungen und Symptome erheblich verstärken oder mildern.

    • Beispielsweise kann chronischer Stress zu einem erhöhten Cortisolspiegel führen, der wiederum die Progesteronproduktion beeinträchtigen kann.
    • Übergewicht trägt nicht nur zu Symptomen bei, sondern verändert aktiv den Hormonstoffwechsel, indem Fettgewebe Östrogen produziert und so ein hormonelles Ungleichgewicht verstärkt.

    Dies verdeutlicht, dass die Bewältigung altersbedingter hormoneller Veränderungen einen ganzheitlichen Ansatz erfordert, der physiologische, psychologische und umweltbedingte Faktoren berücksichtigt. Es erklärt auch, warum einige Personen trotz ähnlicher altersbedingter Hormonrückgänge schwerere Symptome erleben als andere.